Bibliothek

Vom Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) wurde seit der Gründung der Homöopathie-Stiftung und des Europäischen Instituts für Homöopathie (InHom) im Jahre 2001 eine homöopathischen Bibliothek in Köthen (Anhalt) ins Auge gefasst. Im Mai 2006 hat die Delegiertenversammlung des DZVhÄ dann beschlossen, in Ergänzung zur Homöopathischen Bibliothek Hamburg, die Europäische Bibliothek für Homöopathie in Köthen (EBH) zu gründen.

Tradition der homöopathischen Bibliotheken

Bereits 1833 legte Samuel Hahnemann mit einer Literaturspende von 550 Bänden den Grundstein für eine Bibliothek in den Räumen der homöopathischen Heilanstalt in Leipzig. Leider war das Schicksal der Bibliothek eng mit dem des Krankenhauses verknüpft. 1843 wurde die Heilanstalt aufgelöst. Lediglich die Poliklinik konnte weiter betrieben werden. In der Poliklinik blieben Teile der Bibliothek erhalten und gingen 1863 in den Bestand der zweiten Vereinsbibliothek über. Diese neue Bibliothek verfügte über professionellere Strukturen und so wuchsen die Bestände schnell zu einem beachtlichen Bestand heran. Die Bibliothek fiel im Kriegsjahr 1943 den Flammen zum Opfer.

In den 1950er Jahren wurde der Aufbau der Homöopathischen Bibliothek Hamburg durch den DZVhÄ-Landesverband Schleswig-Holstein-Hansestädte begonnen. Den Grundstock für diese Bibliothek legte ein in den 50er Jahren in Paris verstorbener deutscher homöopathischer Arzt, der seinen Bestand von ca. 500 Büchern dem DZVhÄ vermachte. 1959 übernahm der Hamburger Arzt Dr. Wolfgang Schweitzer (1922-1992) diesen Grundstock von seinem Vorgänger Dr. Benno Schilsky und führte den Aufbau der „Homöopathischen Zentralbibliothek“ in Hamburg weiter.

Ein halbes Jahrhundert später konnte mit der Einrichtung und dem Aufbau der Europäischen Bibliothek für Homöopathie (EBH) in Köthen (Anhalt) begonnen werden.

Geschichte des Spitalgebäudes und seine Sanierung

Zustand im Sommer 2005

Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 (IBA 2010) konnte in der Stadt Köthen (Anhalt) unter dem Motto „Homöopathie als Entwicklungskraft“ das gigantische Vorhaben verwirklicht werden, das ehemalige Spital des Klosters der Barmherzigen Brüder als den künftigen Sitz der Europäische Bibliothek für Homöopathie zu sanieren und umzubauen. Das Gebäude steht in direkter Nachbarschaft zum Hahnemann-Haus.

Damit konnte das klassizistische Gebäude, das im Jahr 1829 vom Architekten Gottfried Bandhauer errichtet wurde, nach einer wechselvollen Geschichte in kürzester Renovierungszeit seiner neuen Aufgabe zugeführt werden. Nachdem die Barmherzigen Brüder 1832 ihr Kloster nach nur drei Jahren verlassen hatten, wurde das Gebäude anschließend kurz als Militärhospital genutzt, darauf als Lehrerseminar, Armen- und Freischule.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren im Gebäude fast 100 Jahre lang Tischlereien angesiedelt, bevor das Haus unter anderem als Depot des Historischen Museums eine neue Nutzung erfuhr. Ab 2007 wurde dann mit der Sanierung begonnen, im Oktober 2009 war es dann soweit: Das Gebäude konnte seiner Bestimmung als Homöopathisches Zentrum übergeben werden.

Büchertransport auf der Elbe

Doch vor der Eröffnung gab es noch eine spektakuläre Schiffsreise: Der zahlreiche Raritäten umfassende „Historische Bestand“ der Homöopathischen Bibliothek Hamburg wurde mit der Schleppbarkasse Suhr und Consorten über die Elbe transportiert, um die rund 2.000 Bände aus den Jahren 1796 bis 1950 ihrer Bestimmung in der Europäischen Bibliothek für Homöopathie (EBH) in Köthen zu übergeben.

Die Reise der Bücher begann eine Woche vor der Eröffnung der EBH am Freitag, den 2. Oktober 2009, im Hamburger Traditionsschiffhafen um 11.00 Uhr. Zum feierlichen Abschied waren zahlreiche Ärztinnen und Ärzte gekommen, mit deren Unterstützung die 22 Kisten (insgesamt 800 Kilo!) bei strömendem Regen auf das Schiff geladen wurden. Nach einer fünftägigen Schifffahrt erreichte die Barkasse den Magdeburger Hansehafen. Dort wurden die Bücher im Beisein von Gästen und Journalisten entladen und auf dem Landwege nach Köthen in das Bibliotheksgebäude transportiert. Begleitet wurden die Bücher unter anderen von Dr. Jutta Hübner, der damaligen Leiterin der Bibliotheken, und Curt Kösters, dem damaligen 1. DZVhÄ-Vorsitzenden, der ein sehr lesenswertes und ausführliches Logbuch über die Reise geführt hat.

Feierliche Eröffnung

Die 22 Kisten waren in nur zwei Tagen ausgepackt und ihr Inhalt in die Regale der neuen Bibliothek einsortiert. Im Rahmen des 9. Internationaler Coethener Erfahrungsaustausches konnte die Europäische Bibliothek für Homöopathie (EBH) in Köthen (Anhalt) am Freitag, den 9. Oktober 2009, um 19.00 Uhr in Anwesenheit zahlreicher Gäste feierlich eröffnet werden.

Seither hat sich das ehemalige Spitalgebäude zu einem wichtigen Zentrum für Homöopathie entwickelt, in dem nicht nur die Bibliothek zum Studium und zur Einkehr einlädt. Es finden regelmäßig Seminare, Tagungen und Kongresse statt – unter anderem der Internationale Coethener Erfahrungsaustausch (ICE). So verbindet dieses geschichtsträchtige Gebäude – in direkter Nachbarschaft zum Hahnemann-Haus – Ursprung und Tradition der Homöopathie mit ihrer Zukunft.

Bis zum Jahresende 2013 waren die Homöopathische Bibliothek Hamburg (HBH) und die Europäische Bibliothek für Homöopathie (EBH) in Köthen (Anhalt) unter dem Dach des DZVhÄ beheimatet.

Seit dem 1. Januar 2014 steht die HBH unter der rechtlichen Verantwortung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie (WissHom), während die Europäische Bibliothek für Homöopathie (EBH) bis Ende 2020 unter der Zuständigkeit des DZVhÄ verblieb und seitdem erneut von WissHom geleitet wird. Als wissenschaftliche Fachbibliotheken sind sind die HBH und die EBH für die Arbeit von WissHom und deren Zielen, die Homöopathie im akademischen Diskurs zu etablieren und homöopathische Forschung zu fördern, von grundlegender Bedeutung.

Eine elementare Aufgabe ist, homöopathisches Wissen zu sichern und die gesammelten Werke der interessierten (Fach-)öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

In dem wunderbaren Ambiente der Europäischen Bibliothek für Homöopathie (EBH) in Köthen fanden bis zur Corona-Pandemie regelmäßig Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen statt. Erklärtes Ziel ist, den Standort mit Leben zu füllen. Aus diesem Grund vermieten wir den Hahnemann-Saal im Erdgeschoss.

Auch der Internationale Coethener Erfahrungsaustausch (ICE) war seit 2001 jedes Jahr im Herbst bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie in Köthen zu Gast. Der Köthener Sommerkurs Homöopathiegeschichte fand von 2006 bis 2015 ebenfalls in der EBH statt. Darüber hinaus war die Bibliothek seit ihrer Eröffnung im Jahre 2009 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 2010 in Sachsen-Anhalt (IBA 2010) durch ihren einzigartigen Bau und die unmittelbare Nachbarschaft zu Hahnemanns Wohnhaus immer wieder im Fokus der Medien.

2022: Die Homöopathischen Bibliothek Hamburg wird nach Köthen verlegt

Die Räume der Homöopathischen Bibliothek (HBH) in der Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Hamburg wurdenzum 31. Dezember 2022 gekündigt. Nach reiflichen Überlegungen stand fest: Die HBH zieht nach Köthen in die Europäische Bibliothek für Homöopathie (EBH), die Buchbestände werden zusammengefasst. Am 6. Dezember war es so weit: Sechs Tonnen Bücher, Zeitschriften, Scanner, Schreibtische, Regale – alles, was eine Bibliothek ausmacht
– wurden aus zwei großen Transportern ausgeladen und im Hahnemann-Saal im Erdgeschoss der EBH gelagert. Nun heißt es, die Bestände zu sichten und aus zwei Bibliotheken eine zu machen.